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Tierschutztagung 2023

Infos über die Tagung des Tierschutzbeirats und des Zuchtbuches des BDRG

Sehr geehrte PV-Vorsitzende, werte Preisrichterkollegen*innen, liebe Leser des VDRP-Newsletter,

Am vergangenen Wochenende fand die Tagung des Tierschutzbeirats und des Zuchtbuches des BDRG im Haus Düsse, Bad Sassendorf, statt, über die wir kurz berichten wollen.

Auf der zu Beginn üblicherweise gemeinsam mit dem Zuchtbuch stattfindenden Tagung überbrachte BDRG-Präsident Christoph Günzel die herzlichsten Grüße und informierte über die aktuellen Themen innerhalb des BDRG. Zentrales Thema, die akute Situation rund um unser Schauwesen nach den Geflügelgrippeausbrüchen auf Rassegeflügelschauen in 2022. Die Lage ist ernst und von existenzieller Bedeutung für unser Schauwesen in der Zukunft. Die Veranstalter der Dt. Junggeflügelschau in Hannover haben auf Grund der ungewissen Lage dazu, ihre Schau mit angeschlossenen VHGW+VZV-Schauen für 2023 abgesagt. Die Teams in Leipzig und Erfurt bereiten die LIPSIA und Nationale vor. Derzeit kann über die zu erwartenden Veterinärauflagen in Herbst 2023 keine festgelegten Aussagen getroffen werden. Präsident Günzel rief dazu auf,  nicht aufzugeben, in schweren Zeiten müssen wir zusammenhalten und nach Lösungen suchen. So müssen wohl die Vereine und Kreisverbände auf regionale Schauen für die kommende Schausaison ihr Hauptaugenmerk richten. Nur im Gespräch und einem guten Verhältnis zwischen Kreisverband und den Veterinäramt im Kreis können, so Günzel, erträglichere Auflagen für diese regionalen, kleineren Schauen ohne virologische Untersuchungen für Geflügel erreicht werden, weil das Risiko hier überschaubar ist. Aber trotzdem ist der BDRG bestrebt, mit Kontakt zur Politik zu erreichen, das Großschauen wieder möglich werden können. Hierzu gehört die Impfung des Geflügels. Dazu hat der BDRG eine eigene Petition "Impfen statt Keulen" über die eigene Webseite gestartet. 50.000 Unterzeichner werden gebraucht, um im Bundesministerium dazu gehört, zu werden, hier sind alle gefragt, das dieses erreicht wird. Im Weiteren referierten Dr. Mareike Fellmin über die Ergebnisse des WGH-Projekts „Kurzbeinigkeit“, Saskia Neukirchen über das Projekt „Knochenstabilität“ und Dr. Michael Götz zum Stand der Impfung gegen die Geflügelpest, die Als wichtiger Baustein zur Bekämpfung der Vogelgrippe beim Rassegeflügel sicher noch einige Jahre bis zur praktischen Umsetzung benötigt.

Im Nachgang dazu fand die Sitzung des Tierschutzbeirats statt. Dort wurden von Sven Schweder und Dr. Martin Linde, die das Monitoring auf Übertypisierungen in Hannover und Leipzig im letzten Jahr durchgeführt haben, anhand von Bildern auffälliger Tauben und deren Bewertungskarten die vorrangig festgestellten Probleme mitgeteilt.

 

Vor allem betraf es bei Tauben folgende Rassen:

 

Kingtauben (festsitzender Ring bei Jungtieren),  Intertarsalgelenk (sprich durchgedrücktes Fersengelenk),

Dt. Modeneser (durchgedrücktes Intertarsalgelenk),

Strasser (Sichtfreiheit),

Modena (Sichtfreiheit),

Kropftauben (schiefes Blaswerk, Kahlstellen am Kropf),

Pfautauben ( Verhalten, fehlender Orientierungssinn),

Carrier ( eingeschränkte Sichtfreiheit durch zu große Warze)

Stargarder Zitterhälse ( Schlagen mit Kopf und ganzen Körper),

Kurzschnäbler Tümmler und Mövchen ( mit verringerter Futteraufnahme) und

belatschte Farbentauben und Trommeltauben (mit zu großem Fuß- bzw. Federwerk, Einschränkung in der Bewegung)

 

Beim Geflügel informierte Frau Dr. Mareike Fellmin über den Stand bei den:

Haubenhühner/-Zwerg-Haubenhühner ( fehlende Sichtfreiheit durch einen schlechten Haubenaufbau)

VDRP-Vorsitzender Martin Backert war die Dringlichkeiten dieser Übertypisierungen bewusst und wird diese Probleme mit in die VDRP-Tagung 2023 nehmen, um es unter den Preisrichter zu kommunizieren. Diesen Übertypisierungen müssen die Preisrichter auch auf den Orts-/Kreisschauen ab der kommenden Schausaison mehr Beachtung schenken. Der TASCH bereitet dazu eine Präsentation und Schulungsmaterial mit Bildern über die festgestellten Merkmalen vor, die dann an allen Preisrichtern in den PVén ausgegeben werden. Diese Probleme sind dringend zu behandeln, da viele dieser Probleme (z.B. Carrier, Stargarder) schon lange bekannt sind, durch WGH-Studien erforscht und in der züchterischen Praxis bereits sehr deutlich reduziert wurden, nun aber wiederkehren und die Tiere dann z.T. auch noch mit hohen Bewertungsnoten ausgezeichnet werden. Hier kommt auf den VDRP und die Preisrichtervereinigungen noch viel Überzeugungsarbeit zu, bis   alle Sonder-bzw. Preisrichter diesen Festlegungen folgen. Abschließend berichtete Dr. Mareike Fellmin noch über die WGH-Studien zu Hauben tragenden Hühnern. Hier wird gemeinsam mit den betreffenden Sondervereinen ein Arbeitspapier erststellt, was aufzeigt wie eine tierschutzkonforme Sichtfreiheit bei den Hauben tragenden Rassen auszusehen hat.

 

Am Sonntagmorgen hat Michael Götz zunächst kurz über den rechtlichen Sachstand zum Küken töten informiert. Das Verbot wurde ja 2021 ins Tierschutzgesetz aufgenommen. Damit ist nun das Töten von Küken grundsätzlich untersagt. Dies betrifft auch das Rassegeflügel, auch die Abgabe von getöteten Küken für Futterzwecke (etwa an Greifvogelwarten) ist damit streng untersagt. Dies sollten unsere Mitglieder in den Vereinen beachten. Unter den Begriff  Küken zählt man bei Legehühnern Tiere bis zur achten Lebenswoche  Ausnahmen sind das Töten im Einzelfall aus Gründen des Tierschutzes, das das Töten von nicht schlupffähigen Küken. Auch das Schlachten von Stubenküken ist weiterhin möglich. 

 

Anschließend wurde ausgiebig über die Risikominderung der Einschleppung von Krankheiten im Ausstellungswesen diskutiert. Es wurde eine Empfehlungsliste für den BDRG erarbeitet, die zur Bundesversammlung 2023 in Schwäbisch-Hall vorgelegt werden soll. Sie enthält Empfehlungen zur Risikominderung, die für regionale Schauen vorgeschlagen werden. Lokal- und Kreisschauen werden vom Beirat noch am ehesten für durchführbar gehalten. Doch sollten sie als Mindestanforderung auch für größere Schauen gelten, deren Ausstellungsbestimmungen ohnehin zusätzlich noch mit den Veterinärbehörden abgestimmt werden müssen (Bundes- und Landesschauen). Kern dieser Empfehlungen ist eine Karenzzeit von 21 Tage vor der Ausstellung (keine Ausstellung mit Tieren des gesamten Bestandes besucht zu haben, kein Tierzukauf in dieser Zeit getätigt zu haben). Das alles soll auf Basis einer Selbsterklärung des Ausstellers erfolgen. Dazu sind weiterhin Dokumenten- und tierärztliche Einlasskontrolle, Desinfektion (Käfige, Käfigböden, Futtergefäße, Angabe der Desinfektionsmittel), Vorhaltung von Quarantäneraum, genaue Dokumentation des Tierverkaufs als wichtige Punkte im Kampf gegen Krankheiten besprochen worden. Große Probleme aus epidemiologischer Sicht werden für die an Lokal- oder Kreisschauen angegliederten Hauptsonderschauen im Geflügelbereich, aufgrund der bundesweiten Beschickung gesehen. Diese sollte auf Grund der derzeitigen Lage so gut es geht vermieden werden. Die Tauben sind wohl aus diesem allem raus, das könnte auch über eine geänderte EU-Verordnung noch im Sommer dieses Jahres erreicht werden, ergänzte Dr. Michael Götz.

 

Zu den TRACES-Papieren hat Michael Götz informiert, dass eine Abkehr der Traces der EU Kommission für die Durchführung von Europaschauen ohne TRACES  sehr schwer werden dürfte. Er sieht am ehesten Chancen, dass Schauen im kleinen Grenzverkehr, also in angrenzenden Kreisen beiderseits der Landesgrenzen, ohne dieses Papier wieder möglich werden. Baden-Württemberg steht hier bilateral mit  Frankreich und der Schweiz in Verhandlungen. Die Petition „Sinneserbe“ wird vermutlich nicht die gewünschte politische bzw. gesetzgeberische Wirkung haben, wie beabsichtigt; aber selbst wenn sie noch erfolgreich wäre, würde sich in der Praxis bzgl. Nachbarschaftsstreit laut Thomas Müller vermutlich wenig verändern. Michael Götz appellierte jedoch eindringlich an eine intensive Werbung für die Petition "Impfen statt Keulen", da für die zur Erlangung der notwendigen Unterschriftenzahl die Züchterschaft sicherlich nicht ausreichend sein wird. Hier muss im Freundes- und Kollegenkreis intensiv geworben werden. Thomas Müller-Gemeinhardt regt an, dass durch die ganze derzeitige Situation, vielen unseren Züchtern eine Perspektive für die Zukunft fehlt. Hier wünscht er sich, dass ein Gremium aus visionären Personen innerhalb unserer Reihen gebildet wird, um zukünftige Chancen und Wirken innerhalb unserer Organisation neu zu überdenken und eine zukünftige Richtung rund um den Erhalt von imaginärem Kulturgut und Tierwohl gebildet wird. Der TASCH wird dazu das BDRG-Präsidium zeitnah informieren und eine Kommission zusammenstellen.

 

Martin Backert

1. VDRP-Vorsitzender

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